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Via Claudia Radtour 2010
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4. Tag Lermoos - Prutz (75km)
Nach einem ordentlichen Frühstück ziehe ich mir meine fast komplett trockenen Klamotten an und treffe mich mit Matthias bei den Rädern. Eine Druckprobe ergibt, das Hinterrad hält. Super, doch kein Plattfuß. Die Straße ist noch nass von der Nacht, es ist relativ kühl aber sonnig und wir machen uns auf den Weg zum Grazie a Dio!
Fernpass. Es geht, über Bieberwier, relativ lange entlang der Straße auf einem Radweg dahin und wir glauben schon fast an einen neuen asphaltierten Radweg bis zum Fernpass, da landen wir auf einem Parkplatz und dort endet der Radweg.
Keinerlei Beschilderung zu sehen. Die Sonne scheint mittlerweile und wir stellen die Räder kurz ab. Ich verschwinde kurz im Gebüsch und nach wenigen Schritten sehe ich einen See. Das ist die entscheidende Orientierungshilfe, denn das muss der Weißensee sein. Unser Weg muss süd-westlich am See vorbeiführen. Da ist auch ein verwittertes Schild mit der Aufschrift Fernpass. Also los. Zuerst geht es wunderschön am See vorbei und dann über einen Schotterweg mal leicht mal stärker ansteigend. Der Schotter wird grober und könnte auch als Geröllfeld durchgehen und die Steigung wird immer stärker. Also folgen erste Schiebepassagen unsererseits. Dann folgt, auf Höhe des Blindsees, plötzlich eine ca. 20 Meter lange Abfahrt, die immerhin fast einen halben Meter breit ist. Das ist mit Gepäck schon eine Herausforderung. Zum Glück läuft die Abfahrt flach aus, so dass man am Ende einfach laufen lassen kann. Am Ende der Abfahrt kann man durch den Wald einen Blick auf den Blindsee erheischen. Von da an hält sich der Anstieg in Grenzen und ist fast komplett auf dem Fahrrad bewältigbar. Matthias fällt etwas zurück. Sein dünnes Reifenmaterial und die andere Übersetzung zwingen ihn öfter zum Abstieg vom Rad. Wir kämpfen uns immer weiter aufwärts und wundern uns, dass die Straßengeräusche sich immer weiter entfernen, seltsam. Irgendwann kämpft sich jeder für sich alleine den Weg hoch. Ich kann auf dem Rad bleiben und erkenne plötzlich zwei enge Serpentinen wieder, die ich auf einem Foto aus dem Reisebericht des Radlerteam Mettenheim aus dem Internet kenne. Das müssen die letzten Kurven vor der Passhöhe sein. Danach wir es leichter. Als ich die zwei Serpentinen hinter mir habe sehe ich ein Via Claudia Schild mit der Aufschrift "Grazie a Dio". Wir haben es geschafft. Während noch der Frühnebel von den Bäumen tropft, recke ich völlig euphorisiert die Arme nach oben und bin überglücklich. Kurz darauf erreicht auch Matthias den Gipfel. Hier herrscht völlige Stille. Nichts zu hören
Rasthof Fernsteinsee von der Passstraße. Laut Google Earth müsste es jetzt relativ flach zur Passtraße gehen. Doch das ist eigentlich nicht möglich, denn wir haben definitiv den Berggipfel erreicht. Und tatsächlich, konstant abwärts geht es jetzt weiter und zwar so, dass keinerlei Tritt nötig ist. Erst jetzt wird uns klar, wie viele Höhenmeter wir uns hätten sparen können.
Egal, diesen Teil der Tour muss man mitnehmen, egal wie viel Höhenmeter das mehr sind. Nach ein paar Minuten erreichen wir die Passtraße und lassen es munter laufen. Der Verkehr hält sich in Grenzen und so erreichen wir kurz darauf den Fernsteinsee. Wir machen eine Pause um uns aufzuwärmen. Die Kombination aus Schweiß und Morgentau in Kombination mit einer schnellen Abfahrt haben uns ganz schön auskühlen lassen. Wie schließen die Räder an und bestellen uns in der Raststation Fernsteinsee Kaffee und Apfelstrudel. Der Apfelstrudel hat Autobahnraststätten-Qualität, trocken und langweilig. Belustigt stellen wir fest, dass eine Reihe von Touristen unsere Räder fotografiert. Auch wenn das lächerlich ist, wir fühlen uns großartig.
Danach geht es weiter mit der Abfahrt und am Ende des Passes ist der Weg auch wieder gut beschildert. Es geht durch den Wald entlang eines langen Talkessels vorbei an St. Wendelin. Ein wunderschöner Weg. Matthias kennt die Gegend und erzählt munter drauf los, so geht es Kilometer um Kilometer dahin. Auf dem Weg nach Tarrenz
Erst durch Nassereith, dann wieder durch den Wald bis Tarrenz, raus aus dem Wald bis Imst und immer weiter. Das ist für mich das Größte an diesen Touren. Nichts was man sieht taucht noch einmal auf, es gibt kein Zurück. Der Fernpass ist geschafft und liegt hinter uns und immer weiter geht die Tour hinein ins nächste Tal. Am Ortsausgang von Imst trinken wir noch einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen. Dort beschließen wir heute so weit wie möglich zu fahren um morgen den Reschenpass überqueren zu können. Das würde uns einen Tag vor unsere Marschroute bringen.
Jakobsweg Richtung Landeck Jetzt geht's erst mal weiter. Die Via Claudia führt hier auf dem Inntalradweg weiter und der Radweg liegt genau zwischen Autobahn und Inn. Bei Mils überqueren wir den Inn. Da sich die Anstiege in Grenzen halten, kommen wir auch prima vorwärts und erreichen Zams. Kurz vor Landeck überqueren wir wieder einmal den
Inn und treffen auf ein Jakobsweg-Schild. Ich sollte mir mal bei Gelegenheit den genauen Verlauf des Jakobswegs angucken,schliesslich führt der auch bei mir vor der Haustür vorbei. Weiter geht's bis Landeck. Bei einer Pause vor einer Bäckerei in Landeck treffen wir ein Ehepaar das ebenfalls heute Morgen aus Lermoos gestartet ist, aber die Fernpass-Straße genommen hat. Am Ende Ihrer Erzählung wird uns noch deutlich klarer, wie viel einfacher dieser Weg gewesen wäre. Aber, auch wenn ich mich wiederhole, wer sich nicht diesen alten Römerweg hochgequält hat, wird kaum die wahren Strapazen der Römerzeit verstehen können. Wir sind beide immer noch froh, dass wir das durchgezogen haben.
Das Tal wird enger und es geht weiter, immer links und rechts des Inns entlang, über wunderschöne alte Brücken, mal hoch mal runter und wir kämpfen uns immer weiter. An ein paar Laternen begegnen wir Aufklebern die auf den Gasthof Rose in Prutz verweisen und (Werbung hilft), so langsam stellen wir uns darauf ein, das dies unser heutiges Etappenziel werden könnte. Ziemlich erschöpft erreichen wir den Gasthof Rose und nehmen uns ein Zimmer und verschwinden kurz darauf in der Sauna. Es folgt ein prima Abendessen im Hotel Post und ausnahmsweise gönnen wir uns an der Bar vor unserer Unterkunft zwei zusätzliche Biere. Ein leichter Regen setzt ein und wir beenden den Abend. Zum Glück, denn wir sind beide leicht angetrunken und wären wir sitzen geblieben, hätte das morgen sicherlich einen veritablen Kater ergeben. Im Bett höre ich, dass der Regen stärker wird und schlafe ein.